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dr. bussibussi

19. Juli 2012

ein wunderbar ruhiger mittwoch nachmittag. alle kindeleins sind versorgt, stabil und zufrieden. zeit für ein kaffeepäuschen mit den kolleginnen.

*ringring* das telefon klingelt.

„neonatologie 1A, schwester natalie am apparat“

„ja hallo, dr. bussibussi hier. ich hab da mal ne frage. wie siehts denn bei euch so mit betten aus?“

ich bin etwas verwirrt. dr. bussibussi ist nämlich kein neonatologe oder sonst irgendein kinderarzt. nein, er ist gynäkologe. aber nicht irgendeiner. er ist ein offensichtlich sehr erfolgreicher gynäkologe, mit privatpraxis im besten teil der stadt. zu seinen patienten zählen ausschließlich äußerst zahlungskräftige damen. gerüchten zufolge hat er auch sowas wie eine kinderwunschklinik im ausland, in der man dinge machen lassen kann, die hierzulande verboten sind. ob das stimmt weiß aber niemand so genau.

egal, denn so oder so. er ist gynäkologe und wir eine neonatologie. patiententurfing is hier nich.

„wie, mit betten?“

„na, sie haben ja diese mutter-kind-zimmer, nicht wahr?“

„ähm, ja schon, aber…“

„ich habe da nämlich eine patientin mit blasensprung, die ist heute dreiundreißig plus eins. und die würde ich gerne in den nächsten tagen sectionieren. da wollte ich mal nachfragen, wann es denn am besten ist, damit sie dann gleich in dieses zimmer kann.“

ich halte einen moment inne und überlege, ob ich das gerade richtig verstanden habe. dr. bussibussi möchte also, dass ich ihm sage, wann er die sectio ansetzen soll, damit wir die frisch operierte mutter samt kind aufnehmen können…?!

„oh. wir nehmen aber keine frisch sectionierten mütter auf. die mütter müssen bei uns in der lage sein ihr kind völlig selbstständig zu versorgen. außerdem können wir die mutter in keiner weise medizinisch oder pflegerisch versorgen.“

„aaach, das kriegen wir schon hin. wir würden ihr ja die nummer unserer station geben und sie kann sich dann rund um die uhr bei uns melden, wenn sie was braucht.“

ja genau. jedes mal, wenn sie schmerzen hat, hilfe beim aufstehen und der körperpflege braucht und sonstige fragen zum wochenbett hat, wird sie anrufen. dann wird eine schwester von der gefühlt 1000km entfernten gynäkologie rübergelaufen kommen und ihr helfen. klar.

„wissense, die frau ist eine privatpatientin von mir…“

„ach neee…“

„ja, und die wünscht sich halt so sehr von anfang an bei ihrem baby zu sein.“

„das kann ich wirklich gut verstehen. trotzdem geht das nicht. sie kann aber jeder zeit, rund um die uhr zu besuch kommen. und wenn es ihr körperlich besser geht und sie von ihnen entlassen wird, dann kann sie gerne in ein mutter-kind-zimmer ziehen, wenn eines frei ist. derzeit sind sowieso alle belegt und werden vor freitag auch nicht frei.“

„mhm… freitag… mhm… ja na dann, wiederhören!“

eine stunde später. unser oberarzt stürmt wütend die station.

„wer hat um himmels willen zu dr. bussibussi gesagt, dass wir am freitag seine hochprivate 33. woche samt mutter aufnehmen können?!“

ich nicht. ich schwörs!