das bili-kind

gestern abend, 17:30 uhr, irgendwo im deutschsprachigen raum europas. der dienst ist fast geschafft, die arbeit erledigt. alle kinder sind satt und frisch gewickelt, schlafen ruhig in ihren betten oder in den armen der eltern. nach einem langen dienst kehrt ruhe ein. wir schreiben unsere berichte und freuen uns auf den feierabend.

doch dann… klingelt das telefon. eine handynummer erscheint am display. ich rechne mit einer mutter oder einem vater, nichts böses ahnend hebe ich ab.

ich: kinderklinik sonnenschein, neonatalie, guten abend?

frau am anderen ende: hallo, dr. klein hier. ich habe hier ein kind, das hab ich gestern entlassen. und das hat jetzt 25 bili. habt ihr ein bett frei?

ich: ja, haben wir.

sie: ja super! wie machen wir das jetzt? am besten ich schick die eltern in die ambulanz, und die schicken sie euch dann rauf, oder? ist grad ein arzt in der nähe?

ich: äh, ja ambulanz ist gut. ich such mal schnell einen arzt.

sie: gut, weil ich weiß es ist jetzt grad eine blöde zeit, aber das kind braucht echt schnell eine phototherapie, weil 25 bili is schon viel. und infusion braut es auch. is auch kein problem, ich schreib euch schon die infusion vor. und zugang mach ich auch wenns sein muss.

ich: jaja, ok. ich geb dir mal einen arzt. *übergeb* (also das telefon!)

was ich nach diesem telefonat angenommen habe: die liebe dr. klein (übrigens eine wirklich nette person, sie ist eine oberärztin unserer neonatologie) sitzt unten in der ambulanz und hat da eben dieses bili-kind (also ein kind mit hyperbilirubinämie). wahrscheinlich ein ehemaliges frühchen oder ein reifes kind mit sonstigen startproblemen (habe leider nicht nachgefragt – schande über mich!), das gestern erst aus unserem haus entlassen wurde. sie legt dem kind einen zugang, schreibt feinsäuberlich eine infusion vor und schickt mutter und kind zu uns rauf.

wir bereiten also alles vor. wärmebett, perfusoren, turbolampe (is einfach stärker als die wärmebett-phototherapie-lampe), biliblanket, und alles was sonst so dazu gehört. und wir beeilen uns natürlich, schließlich rechnen wir damit, dass das kind in etwa 5 minuten bei uns sein wird.

tja. und dann passiert… nichts. wir warten. und warten. wir nehmen an, dass das kind nicht so leicht zu stechen ist und überlegen uns sonstige erklärungen für das nicht-erscheinen unserer akuten aufnahme.

um 18:20 uhr erscheint die mutter mit dem kind bei uns auf der station. weil wir ja ein eingespieltes team sind übernehme ich erstmal das kind (das quietschgelb im maxicosi ruht) und meine kollegin übernimmt den papierkram. sie nimmt der mutter die ambulanzmappe ab und wirft einen blick hinein. darin befindet sich: nichts! nicht ein einziger zettel! stattdessen überreicht die mutter meiner verdutzten kollegin einen handgeschriebenen schmierzettel. darauf stehen die daten des kindes, sowie ein infusionsgemisch. das hat die dr. klein ihr mitgegeben, sagt die mutter. scherz oder?!

während ich das kind auspacke und unter die lampe packe fällt mir auf, dass das kind gar keinen zugang hat. auf nachfrage bei der mutter stellt sich folgendes heraus:

das kind ist reif geboren und etwa eine woche alt. es wurde in einem nahegelegenen privatspital geboren. dort erschien die mutter heute zur geplanten untersuchung des bilirubinwertes. frau dr. klein arbeitet anscheinend auch ab und zu dort. das wussten wir nicht. die mutter wurde auf grund des erhöhten wertes von der frau doktor zu uns zur aufnahme geschickt. einen offiziellen bericht gibt es nicht, nur diesen zettel, den die mutter uns übergeben hat.

nun gut, was tun? mal die ärtze benachrichtigen, die müssen ohnehin einen blick auf das kind werfen. meine kollegin ruft die mal an:

kollegin: kind ist da, kommt ihrs mal anschaun? es hat übrigens auch keinen zugang, und infusionsvorschreibung haben wir auch nicht.

arzt: puuuh, also jetzt is es grad schlecht. bin noch auf einer anderen station und muss noch einige blutabnahmen machen. legt ihr doch den zugang und hängts mal irgendwas an.

kollegin: IRGENDWAS?? na gut, wie wäre es mit einem kalium-bypass?

arzt: !!???!!! *nachluftschnapp*

kollegin: war ja nur ein witz! also was solln wir anhängen? und faxt du uns bitte die vorschreibung?

ich glaube, aus purer angst meine kollegin und ich würden dem kind tatsächlich kalium anhängen, kam keine 2 minuten später eine vorschreibung per fax. hihi.

jedenfalls haben wir das dann erledigt. zugang, blutabnahmen, infusion.

um 18:55 waren wir mit allem fertig. um 19 uhr beginnt die übergabe. war irgendwie unnötig viel stress…

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