lina ist etwa 30 stunden alt, als sie ihre mutter zum ersten mal besuchen geht. normalerweise ist es bei uns ja andersrum. die mama kommt zum baby. aber in diesem fall ist das nicht möglich. linas mama liegt auf der intensivstation. hellp syndrom. laienhaft gesagt: riiichtig schlimme schwangerschwaftsvergiftung. deshalb musste lina auch schon in der 33. schwangerschaftswoche per kaiserschnitt geboren werden. der mama ging es nämlich schon sehr schlecht. und von „gut“ ist sie noch immer weit entfernt.
lina selbst geht es ganz gut. sie braucht nur noch stundenweise unterstützung bei der atmung. die nahrung verträgt sie noch nicht besonders gut, deshalb bekommt sie noch infusionen. damit bleiben nun auch ihre zuckerwerte stabil, die anfangs grenzwertig niedrig waren.
es ist also soweit. lina und ihre mama dürfen sich heute erstmals haut-an-haut spüren. mit ihrem papa hat lina ja schon gekuschelt. doch heute geht es ab zu mama! das ist natürlich auch nicht ganz leicht. für so einen ausflug braucht man einiges mit. eine schwester und einen arzt, ein wärmebett, einen tragbaren monitor zur überwachung, windeln (man weiß ja nie!), perfusoren für die infusionen und dann noch das notfallequipment wie sauerstoff und den notfallsrucksack. oh und das baby nicht vergessen! 😉
auf der intensivstation angekommen wird lina erstmal von den anwesenden schwestern, pflegern und ärzten bewundert und bestaunt. der papa steht ganz stolz daneben und grinst. das tut der papa-seele gut.
gemeinsam mit dem pfleger bereite ich linas mama auf das kuscheln vor. sie ist noch beatmet und bekommt viele medikamente. sie reagiert noch kaum auf reize.
endlich ist es soweit. linas papa nimmt sein baby in den arm und trägt es die paar schritte zu seiner frau. wir trippeln mit einigen kabeln in der hand hinterher. nach wenigen minuten liegt lina zufrieden auf der brust ihrer mama. wir schließen noch alle wichtigen geräte an unsere beiden patienten an, machen ein paar fotos für die familie und ziehen uns dann zurück. für eine stunde.
diese stunde vergeht viel zu schnell. aber mehr wäre jetzt erstmal zu anstrengend für die mama. lina wird wieder in ihr bettchen gepackt. morgen kommen wir wieder! mit etwas glück ist linas mama morgen schon wach. und kann ihrem baby zum ersten mal ein küsschen aufdrücken.
5. Juni 2014 um 22:40 |
Ich danke dir für diesen Beitrag. Bei meinem ersten Sohn bekam ich 40 plus 2 Hellp. Notkaiserschnitt, Vollnarkose und am nächsten Tag auf die Intensivstation. Zum Glück nur zur genauen Überwachung. Meinen kleinen Sohn durfte ich dort nicht sehen und diese Stunden fehlen bis heute. So wird es auch hier sein, doch die Fotos lassen einen Einblick in diese Zeit zu. Das ist ganz bestimmt später, wenn Linas Mama realisiert was mit ihr geschehen ist, sehr wichtig. Ich habe lange gebraucht, um mich seelisch und körperlich von dieser Erfahrung zu berappeln. Heute habe ich einen kleinen zweiten Sohn, entbunden ganz spontan und ohne Komplikationen. Ich wünsche daher Linas Eltern ganz viel Kraft und gute Freunde, die zuhören und da sind, wenn die Erinnerungen mal stark weh tun. Und Mut. Sollte es irgendwann einen weiteren Kinderwunsch geben. Beim Gestosefrauenverein gibts ganz viele Infos, die mir geholfen haben zu begreifen, was damals beim hellp passiert ist mit meinem Körper. Vielleicht kannst du diesen Ansprechpartner weitergeben, wenn es sich im Gespräch ergibt.
17. April 2014 um 16:12 |
hach, Josephine, ist das schön, wieder von Dir zu lesen (auch wenn ich etwas spät dran bin).
und die Geschichte ist anrührend (mein Monitor ist wohl etwas blind, ode?)
Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein fohes Osterfest.
Liebe Güße
Hajo
17. April 2014 um 16:15 |
ach, jetzt bin ich doch etwas durcheinander gekommen: meinte selbstverständlich „liebe Nathalie“
sorry (ein wenig rot werdend)
Liebe Grüße
Hajo
2. April 2014 um 00:00 |
Hab auch ein paar Tränken verdrückt…. sooooooo schön!
Ich hoffe, der Mama geht es besser
28. März 2014 um 09:08 |
Wie schöööööön… Die Geschichte und dass du wieder schreibst
26. März 2014 um 08:14 |
Schnüff 🙂 Ein Glück, das Ihr euch solche Mühe gebt und ich hoffe der Mama geht es bald besser
25. März 2014 um 07:47 |
Oh wei… Direkt beim Lesen geheult 😦
Wahnsinn…
Hoffentlich geht es der Mutter bald wieder richtig gut, damit sie ihre kleine Zuckermaus auch bewusst halten und bekuscheln kann.
Ich finde es wunderbar, dass das Baby dann zur Mutter gebracht wird!!
Ich habe mein erstes Kind das erste Mal 36 Std. nach der Geburt erst gesehen. Und ich hatte nur einen Kaiserschnitt und sehr niedrigen Blutdruck, dass ich mich nicht einmal hinsetzen konnte. Daher nicht zum Baby auf die Intensiv durfte (er hatte eine kleine Infektion). Er brauchte „nur“ die Infusion, mehr nicht. Trotzdem brachte man mir mein Kind nicht 😦 Erst nachdem wir mehrfach dort nachgefragt hatten. Und dann durfte ich es auch nicht halten, nur im Bettchen ansehen. Das ist nun 13 Jahre her…
Alles Gute für Mutter und Kind und auch für den Papa!
24. März 2014 um 22:58 |
Schön, das du wieder schreibst 🙂 . Ich hatte zwar kein Frühchen, aber ein paar Tage musste meine Kleine auch auf der Neugeborenenintensiv verbringen.
24. März 2014 um 20:46 |
Gänsehaut… puhh… Hoffentlich gehts der Mutter schnell wieder gut und sie kann ganz bewußt ihr Baby kuscheln ❤
24. März 2014 um 15:34 |
alles gute für die familie!
24. März 2014 um 15:11 |
Jetzt habe ich am ganzen Körper eine Gänsehaut! Ich hoffe die Geschichte ging gut für alle aus!
& wie schön, dass Du wieder schreibst. Ich habe Dich heute in meiner Favoritenliste wiedergefunden, angeklickt & wow, Du bist wieder da! Freut mich!